
Römische Villa mit Bad
Pölich · Kreis Trier Saarburg
Beschreibung
ARGO – Augmented Archaeology (Universität Trier)
Von der römischen Villa in Pölich sind archäologisch nur der Komplex des Bades und die Wasserzufuhr durch einen 400 m langen Felsentunnel bekannt.
Doch hiernach muss es sich um eine reiche Villa gehandelt haben. Das Bad auf der beachtlichen Fläche von 16 x 6,5 m mit sieben von zehn ergrabenen Räumen war aufwändig mit Marmor ausgestattet und in wesentlichen Teilen beheizt. Bewusst war es die Sonne nutzend an der Südseite des Gebäudeflügels installiert.
An der Südwestecke des Badekomplexes war das intensiv beheizte Warmwasserbad (caldarium) mit zwei Becken gut erhalten. Die Türschwelle, der Fußboden, die Brüstung und Sitzstufe der Wanne waren allesamt mit Marmor ausgekleidet. Große Fenster über den beiden Wannen spendeten Licht und Wärme. Davor befand sich ein gut temperierter Raum (tepidarium), über den gesamten Boden und an den Wänden beheizt. Das Kaltbad (frigidarium) mit einem 3 m langen Kaltwasserbecken war von dem davor liegenden Umkleideraum (apodyterium) zuerst zu betreten.
Die Villa erstreckte sich vom Bereich der heutigen Kirche nach Süden, mit einer repräsentativen Front mit Wandelgang zum Moseltal hin ausgerichtet. Wie häufiger in den Moselorten verblieben nachrömisch Hofgüter und eine Kirche in der Tradition der alten Siedlungsstelle.
Dokumentation der Rekonstruktion
065 Bad der römischen Villa, Pölich
Datierung
2. Jahrhundert – Ende 4. Jahrhundert
Forschungsgeschichte
Bereits im 19. Jh. wurde Grabung in Pölich durchgeführt. Dabei wurde ein luxuriöses Bad, welches zu einer ansonsten im Grundriss unbekannten Villa gehört, freigelegt. Gilles und Seiler verweisen zur Lage des Bades im Grundriss jeweils auf die Villa von Longuich (Seiler 2015, 262). Den ersten Grundriss des Bades publizierte H. Koethe 1940. Gilles publizierte den Grundriss des Bades unter Einbezug der näheren Umgebung 1990. Darüber hinaus finden sich in den Planunterlagen des Rheinischen Landesmuseums Trier verschiedene Pläne der Anlage, dabei sind neben Grundrissen auch Schnitte abgebildet. Die Hauptdokumentation bleiben allerdings die Eintragungen in den jeweiligen Skizzenbüchern.
Die Villa wird aufgrund des Fundmaterials vom 2. Jahrhundert bis zum Ende des 4. Jahrhunderts datiert.
Kurzbeschreibung
Die Villa befindet sich auf einem Osthang westlich der ca. 400 m entfernten Mosel. Von der römischen Villa in Pölich sind archäologisch nur der Komplex des Bades und die Wasserzufuhr durch einen 400 m langen Felsentunnel bekannt. Der ausgegrabene Bereich misst in der Grundfläche mindestens 16 x 14 m. Insgesamt wurden 10 Räume freigelegt, von denen v. a. die Räume I-VII dem Bad zuzuordnen sind (Abb. 1). Die anderen Räume sollen zum Wohnbereich der Villa gehört haben bzw. als Wandelhalle gedient haben.
Raum I ist als Caldarium des Bades anzusprechen. Er ist durch eine Wand aus Hohlziegeln vom Tepidarium (Raum II) abgetrennt. Etwa in der Mitte der dieser Wand befand sich die Tür, mit einer Schwelle aus Marmor. Der Boden des Raums war mit verschiedenfarbigen Marmorplatten ausgelegt, auch die Wände waren mit Marmorplatten verkleidet. Im Caldarium waren noch zwei Warmwasserwannen in ausgezeichneten Zustand erhalten. Die Wannen waren mit Ziegelputz ausgekleidet, der Boden durch Ziegelplatten gebildet. In den Ecken fanden sich Viertelrundstäbe.
Gemeinsam ist beiden Becken eine marmorbelegte Ziegelbrüstung mit einer Trittstufe außen und einer Sitzstufe innen, 0,30-0,40 m über dem Boden. Des Weiteren verfügten beide Wannen über ein großes Fenster mit schrägem Gewände und schräger Sohlbank an der rückwertigen Langseite. Die Auffindung dieser Fenster sind für die richtige Ergänzung der Befensterung römischer Villenbäder von größtem Interesse. Die Wasserzufuhr der beiden Becken erfolgte von Westen. Eine unregelmäßige Aussparung in dem dahinterliegenden Mauerwerk wird daher als Aufstellungsort des Warmwasserkessels gedeutet. Die Entwässerung der Wannen erfolgte in verschiedene Richtungen. Das südliche Becken entwässerte nach Süden, das westliche nach Osten.
Raum II wird als Tepidarium angesprochen. Der Raum besaß eine Fußboden- und Wandheizung Der Fußboden bestand aus verschiedenen Marmorplatten, deren Anordnung nach nachvollzogen werden konnte. Von der Marmorverkleidung der Wände war nichts mehr erhalten. Am Fuß der Wände befand sich ein Viertelrundstab. Möglicherweise war ein vor Ort gefundenes Kalksteinbecken in diesem Raum aufgestellt.
Von Raum III ist nur bekannt, dass er beheizbar war. Aussagen zur Ausstattung o. Ä. finden sich nicht. Raum IV wird als Frigidarium angesprochen. Die Türschwelle des Raumes zu Raum V bestand aus blauschwarzem Marmor.
Raum IV war an den Wänden mit weißem, grüngeäderten Marmor verkleidet. Ein Plattensockel von 0,32 m Höhe schließt ein Rundstab aus dem blauschwarzem Marmor nach oben ab. Hinter der Verkleidung war die Wand, ebenso wie der Fußboden mit wasserfestem Putz versehen. Unter dem Boden wurde eine ältere Mauer dokumentiert, welche wahrscheinlich zu einer älteren Phase des Bades gehörte. Im südlichen Bereich des Raums befindet sich eine Kaltwasserwanne. Eine zugesetzte Tür gehört wohl zu einer älteren Bauphase. Raum V wird als Apodyterium angesprochen. Das Zimmer war beheizbar und der Fußboden mit einem Viertelrundstab versehen. Auf dem Estrich fand sich eine kleine Marmorsitzfigur einer Fortuna (4. Jahrhundert n. Chr.). Die Wände des Raumes waren bemalt. Die Tür in der nördlichen Mauer wies eine Granitschwelle auf.
Die sonstigen Räume VI-X sind nicht näher beschrieben. Aus Fotos und den Grundrissplänen, die oft die Räume außerhalb des Bades aussparen, ist zu erschließen, dass der Raum VI eine Fußbodenheizung hatte. Dem Bad war im Süden eine Wandelhalle (Raum X) mit schwarz-weißem Mosaik vorgelagert.
Rekonstruktion
Die Villa Pölich wurde auf der Basis des 1990 veröffentlichten Grundriss (Abb. 1) rekonstruiert. Da bisher nur der Badebereich ausgraben und bekannt ist, musste der weitere Grundriss der Villa frei ergänzt werden. Als Inspiration dafür dienten die Villen von Longuich und Wittlich, sowie die Kaiservilla von Konz. Um dies zu unterstreichen, wurde der ergänzte, unbekannte Bereich der Villa von Pölich ohne Texturen dargestellt.
Basierend auf Befunden von umgestürzten Wänden an anderen Fundplätzen wurden eine Geschosshöhe von 3,5 m (Sommer 2002, 61) gewählt. Als Dachneigung wurden 20° angenommen. Fenster und Türen sind vorgefertigt und beruhen auf Rekonstruktionen aus Xanten (Kienzle 2011, Abb. 2, 4).
Das moderne Gelände wurde anhand der vom Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellten LiDAR-Scans berücksichtigt.
Mitwirkende
Text: Eva Bleser/Max Rensch/Florian Tanz, Recherche: Florian Tanz, Modellierung: Max Rensch, Texturierung: Irina Keller
Literatur
Koethe 1941
H. Koethe, Die Bäder römischer Villen im Trierer Bezirk, Berichte der Römisch-germanischen Kommission 30, 1941, 43-131; Taf. 2-7.
Cüppers 1990
H. Cüppers, Pölich, Badeanlage, in: H. Cüppers (Hrsg.), Die Römer in Rheinland-Pfalz (Stuttgart 1990) 524-525.
Gilles 1990
K.-J. Gilles, Die römische Villa und Wasserleitung von Pölich, Jahrbuch Kreis Trier-Saarburg 1990, 113-121.
Kienzle 2011
P. Kienzle, Moderne Technik und traditionelles Handwerk – Die Rekonstruktion von drei Wohnhäusern im LVR-Archäologischen Park Xanten, in: M. Müller – Th. Otten – U. Wulf-Rheidt (Hrsg.), Schutzbauten und Rekonstruktionen in der Archäologie: von der Ausgrabung zur Präsentation, Xanten, 21.-23. Oktober 2009, Xantener Berichte 19 (Mainz 2011) 275-288.
Seiler 2015
S. Seiler, Die Entwicklung der römischen Villenwirtschaft im Trierer Land. Agrarökonomische und infrastrukturelle Untersuchungen eines römischen Wirtschaftsgebiets, Philippika 81 (Wiesbaden 2015) 261-262 Kat. 140; Taf. 38 Abb. 77.
Sommer 2002
S. C. Sommer, Hoch und immer höher – Zur dritten Dimension römischer Gebäude in Obergermanien, in: R. Gogräfe – K. Kell (Hrsg.), Haus und Siedlung in den römischen Nordwestprovinzen. Grabungsbefund, Architektur und Ausstattung, Internationales Symposium der Stadt Homburg vom 23. und 24. November 2000 (Homburg/Saar 2002) 47-61.
Abbildungen

Abbildung 1- Grundrissplan der Villa mit Wasserleitung (aus: Gilles 1990, 114)

Abbildung 2 – Rekonstruktion der Villa von Pölich (ARGO)
ARGO App – Augmented Reality (AR)
Mit der kostenlosen ARGO-App können Sie die 3D-Modelle vor Ort über Augmented Reality (AR) in ihrer ursprünglichen Größe und in einer 360°-Darstellung betrachten.

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