Weinkulturlandschaften und
Leuchtpunkte der Artenvielfalt
DLR Mosel · Bernkastel-Kues
Weinkulturlandschaften und
Leuchtpunkte der Artenvielfalt
DLR Mosel · Bernkastel-Kues
dlr-mosel.rlp.de
Beschreibung
Weltweit einzigartige Kulturlandschaft
Die historischen Steil- und Terrassenlagen bilden die Grundlage für die sehr hohe Artenvielfalt von Flora und Fauna an der Mosel.
Historische Gebäude erzählen und prägen die Geschichte eines Ortes. Nichts anders ist es mit den historischen Weinbaulandschaften der Mosel. Sie erzählen ihre ganz eigene Geschichte von Menschen, von ihrem Ringen mit dem Boden, mit Wind und Wetter. Und sie zeigen, welche Methoden und Techniken der Mensch angewandt hat, um möglichst gute Erträge zu ernten.
Diese Landschaft ist heute nicht mehr an allen Orten der Mosel präsent, denn der Weinbau hat sich verlagert: von den steilen, felsigen, schwer zugänglichen und Schweiß treibenden Lagen nach unten, ins Tal, dort, wo es flacher, weniger spektakulär und einfacher zu bewirtschaften ist.
Die historische Weinbaulandschaft der Mosel ist in großer Gefahr, weil den extrem hohen Bewirtschaftungskosten nur geringe Profite gegenüber stehen. Andererseits weisen gerade die historischen Steil- und Terrassenlagen eine sehr hohe Artenvielfalt auf, die ohne die weinbauliche Nutzung sehr schnell zurückgehen wird. So bleiben nur wenige Spitzenlagen der Mosel Zeugen der Vergangenheit.
Diese Lagen tragen alte Rebstöcke; der Boden ist übersät mit dunklem schiefrigem, von der Sonne aufgeheiztem Gestein, gehalten von klüftigen Trockenmauern und durchsetzt von schroffen Felsen. Sie, die historische Weinbaulandschaft, ist bewohnt von Apollofaltern, Mauereidechsen, Zippammern, Ödlandschrecken und Schlingnattern und vielen weiteren sehr seltenen Tier- und Pflanzenarten.
Ziel des Projektes ist es, die Artenvielfalt von Flora und Fauna und damit den Reichtum einer einzigartigen Kulturlandschaft zu vermitteln und erlebbar zu machen. Ganz besondere Schätze der Weinkulturlandschaft sind als Leuchtpunkte der Artenvielfalt hervorgehoben und unter lebendige-moselweinberge.de beschrieben.
Historische Weinbaulandschaften der Mosel
Unverzichtbare Landschaftsausschnitte dafür sind die historischen, vom Steil- und Terrassenweinbau geprägten Weinbaulandschaften der Mosel. Um diese Areale zu identifizieren wurden Qualitätskriterien entwickelt, mit denen die historischen Weinbaulandschaften abgegrenzt, beschrieben und bewertet werden. Aufbauend auf den Ergebnissen werden dann konkrete Strategien und Maßnahmen zur Erhaltung der einzigartigen Weinkulturlandschaft entwickelt.
Mit Hilfe von allgemein anerkannten Kriterien wurde ein Reihe historischer Weinbaulandschaften im Weinanbaugebiet Mosel ermittelt. Dazu zählen u.a.:
- Mindestgröße der Weinbaufläche von 3 ha
- Hangneigung von mindestens 45 % (24,2 °)
- traditioneller Anbau (überwiegend Handarbeit)
- traditionelle Rebsorten (Riesling & Elbling)
- Anlagen mit außergewöhnlich alten Reben
- anthropogene und natürliche Strukturen
- Flora und Fauna, Landschaftsbild allgemein
- Trockenmauern, diagonale Pfade, Erdwege
- Felsen, blütenreiche Säume, Trockengebüsche
- süd-, südwest- und südostexponierte Lage
Historische Weinbaulandschaften beherbergen eine weinbautypische Flora (Mauereidechse, Schlingnatter, Segelfalter) und Fauna (weißer Mauerpfeffer, rotblühende Karthäusernelke). Die Bedeutung der historischen Weinbaulagen für das Landschaftsbild wird wesentlich beeinflusst durch die Einsehbarkeit, die Wirksamkeit für das Moselensemble und die Verbindung mit anderen prägenden Elementen wie Burgen, Kirchen, Kreuzwegen, Bildstöcken und Ruinen.
Gemäß den Auswahlkriterien wurden insgesamt 30 abgegrenzte Areale mit einer Gesamtfläche von 342 ha (ca. 5% der gesamten Rebfläche an der Mosel) ermittelt.
Bezeichnung | Einzellage | Gemeinden | Rebfläche | Hangneigung |
---|---|---|---|---|
Marienberg | Gülser Marienberg Metternicher Marienberg | Koblenz | 2,9 ha | > 60 % |
Röttgen Brückstück | Winninger Röttgen Gülser Königsfels | Winningen | 10,9 ha | > 60 % |
Hamm | Winninger Hamm | Winningen | 8,0 ha | > 60 % |
Uhlen | Winninger Uhlen Koberner Uhlen | Winningen Kobern-Gondorf | 14,6 ha | > 60 % |
Fahrberg | Koberner Fahrberg | Kobern-Gondorf | 6,2 ha | > 60 % |
Weißenberg | Koberner Weißenberg | Kobern-Gondorf | 12,2 ha | > 60 % |
Schlossberg | Koberner Schloßberg | Kobern-Gondorf | 9,0 ha | > 60 % |
Gäns | Koberner Gäns | Kobern-Gondorf | 3,7 ha | > 50 % |
Würzlay | Lehmener Würzlay | Lehmen | 12,2 ha | 70-80 % |
Stolzenberg | Hatzenporter Stolzenberg | Hatzenport | 3.0 ha | > 60 % |
Rosenberg | Pommerner Rosenberg | Pommern | 3,0 ha | > 60 % |
Herrenberg | Valwiger Herrenberg | Valwig Bruttig-Fankel | 14,9 ha | > 60 % |
Götterlay | Bruttiger Götterlay | Bruttig-Fankel | 5,1 ha | > 60 % |
Rosenberg | Fankeler Rosenberg | Bruttig-Fankel | 6,3 ha | > 60 % |
Schlossberg | Beilsteiler Schloßberg | Beilstein | 3,0 ha | > 60 % |
Domherrenberg | Rüberberger Domherrenberg | Briedern Ellenz-Poltersdorf | 18,6 ha | > 60 % |
Elzhofberg | Ediger Elzhofberg | Ediger-Eller | 7,7 ha | > 60 % |
Calmont | Bremmer Calmont Eller Calmont | Bremm Ediger-Eller | 12,8 ha | < 100 % |
Frauenberg | Neefer Frauenberg | Neef | 11,5 ha | > 60 % |
Palmberg | Palmberg-Terrassen | Sankt Aldegund | 3,0 ha | > 60 % |
Marienberg | Pündericher Marienberg | Pünderich | 7,1 ha | > 60 % |
Moullay-Hofberg | Reiler Moullay-Hofberg | Reil | 3,2 ha | > 65 % |
Enkirch Starkenburg | Trabener Zollturm Trabener Gaispfad Starkenburger Rosengarten Enkircher Ellergrub Enkircher Zeppwingert Enkircher Batterieberg | Enkirch Starkenburg Traben-Trarbach | 44,0 ha | 65-75 % |
Goldgrube | Wolfer Goldgrube | Traben-Trarbach | 17,0 ha | > 60 % |
Würzgarten Prälat | Ürziger Würzgarten Ürziger Goldwingert Erdener Prälat Erdener Treppchen | Ürzig Erden | 39,0 ha | > 65 % |
Mosellorelay | Piesporter Goldtröpfchen | Piesport | 20,0 ha | > 65 % |
Apotheke Sonnenuhr | Trittenheimer Apotheke Neumagener Sonnenuhr | Trittenheim Neumagen-Dhron | 15,0 ha | > 65 % |
Laurentiuslay | Leiwener Laurentiuslay | Leiwen | 11,5 ha | > 65 % |
Ritsch | Thörnicher Ritsch | Thörnich | 9,7 ha | > 65 % |
Blattenberg | Mehringer Blattenberg | Mehring | 7,3 ha | > 70 % |
Leuchtpunkte der Artenvielfalt an der Mosel
Vor zwei Jahrtausenden brachten die Römer den Wein an die Mosel. An den steilen, sonnenexponierten Hängen im Moseltal konnten die wärmebedürftigen Reben auch weit nördlich ihrer mediterranen Heimat gedeihen. Nach und nach schuf der Mensch, allen voran mit dem Bau unzähliger Trockenmauern, eine für Mitteleuropa einzigartige Kulturlandschaft.
Sie ist heute Wohn- und Arbeitsraum für die Bewohner, Erholungsraum für Gäste und Lebensraum für viele seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel steht mit dem 2013 gestarteten Projekt Lebendige Moselweinberge für den Erhalt dieser faszinierenden Weinkulturlandschaft und wurde damit von der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
Seit 2014 bildet das DLR Mosel Naturerlebnisbegleiter aus, die als Multiplikatoren und Akteure den Gedanken der Lebendigen Moselweinberge leben. Sie haben die 21 Leuchtpunkte der Artenvielfalt ausgewählt, die für die vielfältigen Facetten der Weinbergssteillagen mit ihrer spezifischen Flora und Fauna stehen und eine besonders hohe Dichte an charakteristischen Arten, Populationen und Lebensräumen aufweisen.
Die Leuchtpunkte sind vor Ort beschildert. Über einen QR-Code gelangt der Besucher zu weiterführendenden Informationen, die Winzer, Einheimische, Gäste, Wein- und Naturinteressierte über die Besonderheiten der exponierten Lagen informieren.
Sie alle zeichnen sich aus durch den besonderen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten – sie sind unsere Schatzkästen der Weinkulturlandschaft.
Bezeichnung | |
---|---|
Winninger Weinbergterrassen | |
Koberner Schlossberg | |
Lehmener Würzlay | |
Weinwetterweg Hatzenport | |
Klottener Wein- und Naturlandschaften | |
Mesenicher Steinreichskäpp | |
Senheimer Bunte Weinberge | |
Neefer Petersberg | |
Trarbacher Schlossberg | |
Wolfer Goldgrube | |
Erdener Prälat/Treppchen | |
Ürziger Sonnenuhr | |
Mittelmosel Umlaufberge | |
Piesporter Moselbogen | |
Trittenheimer Fährfels | |
Mehringer Blattenberg | |
Sommerauer Schlossberg | |
Wawerner Jesuitenberg | |
Igler Verwerfung | |
Palmberg Ahn / Luxemburg | |
Wehrer Rosenberg |