Römischer Wasserleitungsstollen
Pölich · Kreis Trier Saarburg
Beschreibung
ARGO – Augmented Archaeology (Universität Trier)
Zur luxuriösen Ausstattung römischer Villen an der Mosel, dabei auch zur Wasserversorgung, wurde zuweilen ein erheblicher Aufwand betrieben.
Der 430 m lange Wasserleitungstunnel in Pölich mit einem Gefälle von gut 3 % zeugt davon. Er führte zur römischen Villa mit ihrem aufwendigen Bad (an der Kirche) und vielleicht zu einer weiteren Villa. Auf 28 m ist der Tunnel mit drei Bauschächten freigelegt. Weiter oberhalb ist noch eine Strecke von 72 m offen, die bis heute den Brunnen an der Kirche speist.
Die Erforschung des Stollens hat aufschlussreiche Einblicke in die Arbeitsorganisation beim Bau erbracht. Ein Sammel- oder Mutterschacht fing Grund- und Sickerwasser in einer Senke auf. Die weiteren elf zum Teil bis fast auf 10 m Tiefe abgeteuften Schächte, nur zu Bauzwecken angelegt, sind später verschlossen worden. Von jeder Schachtsohle sind in beide Richtungen Stollen aus dem Felsen gehauen worden. Die Stollen, von 45 cm bis selten über 60 cm breit bei variabler Höhe zwischen 0,80 und 1,90 m, erhielten zuweilen einen Kanaleinbau, um die Wasserführung vor Versturz von Kies zu schützen.
In den Stollen sind Spuren der Korrektur beim Aufeinandertreffen von Arbeitsabschnitten zu beobachten. Hölzer aus der abschließenden Verbauung der Schächte sind auf ca. 206 n. Chr. datiert worden.
Dokumentation der Rekonstruktion
152 Pölich, römische Wasserleitung/Qanat
Datierung
Spätestens Anfang 3. Jahrhundert n. Chr.
Forschungsgeschichte
Der Qanat von Pölich befindet sich in den Distrikten „Auf dem Baucherland“ und „Im Weinberg“ unmittelbar westlich der Pfarrkirche St. Andreas. Neben einer von B. Kremer vorgenommenen Vermessung, die in der Trierer Zeitschrift 2001 publiziert wurde (Kremer 2001), existiert noch eine nur skizzenhafte, unpublizierte Dokumentation aus dem Jahr 1930, in der der sich nördlich vom Wirtschaftsweg befindende Abschnitt aufgenommen wurde. Darüber hinaus gab es 1987 im Zuge einer ABM-Maßnahme Grabungen, bei denen der heute zugängliche Teil, südliche Bereich freigelegt wurde.
Aufgrund von gefundenen Holzresten, die dendrochronoligisch um 206 n. Chr. datiert werden können, daher muss der Qanat spätestens zu dieser Zeit errichtet worden sein. Möglicherweise gehörten die erhaltenen Überreste auch zu Reparatur- bzw. Ausbauarbeiten der Leitung, sodass diese selbst älter datiert werden muss (Kremer 2001, 136). Stellenweise diente der antike Qanat der in den 30iger Jahren eingerichteten, modernen Wasserversorgung. In der Antike versorgte die Leitung mindestens eine Villa (Villa von Pölich).
Kurzbeschreibung
Der Qanat besteht insgesamt aus elf Schächten und 19 Abschnitten (A-S), auch Baulose genannt. Die Nummerierung erfolgte entgegen der Fließrichtung des Wassers. Durch einen modernen Wirtschaftsweg wird der Qanat in zwei Teile geteilt, von denen 1987 der südliche, 28 m lange Teil mit drei Bauschächten untersucht wurden. Der nördliche Teil hatte eine Länge von 72 m und verfügte über 8 Schächte. Die Schächte dienten dabei nur dem Bau und wurden nach Abschluss der Arbeiten verfüllt. Am Boden des Qanats wurde der Kanal eingebaut, dieser ist die eigentliche Leitung. Im Bereich von Baulos A, am Ende des Qanats, erfolgt der Übergang in eine andere Art von Leitung, entweder in Form einer gemauerten Freispiegelleitung oder einer Gefälleleitung aus Blei oder Holz. Am Fuß einer Senke im Ostshang des Distrikts „Am Kuhnenwald“ wurde ein Mutterschacht verzeichnet, wo sich das zum Tal strömende Bergwasser sammelte.
Leider wurde der Bereich der Abzweigung zur Villa zerstört, sodass es keine Aussage über die Art der Ableitung gibt. Wahrscheinlich wurde das Wasser in Bleirohren aus dem Qanat zur Villa geleitet. Die Gesamtlänge der römischen Wasserleitung ist bisher unbekannt.
Rekonstruktion
Die Rekonstruktion beruht im Wesentlichen auf der aktuellsten Darstellung des Qanats von B. Kremer aus dem Jahr 2001 (Kremer 2001, Abb. 1-4). Insgesamt wurde der Qanat mit den bekannten 19 Baulosen und elf Schächten rekonstruiert. Der Befund wird dabei lediglich „angedeutet,“ da er nur von außen dargestellt werden kann. Nur im Bereich von Baulos A wurde aus didaktischen Gründen der Qanat „angeschnitten.“
Mitwirkende
Text: Eva Bleser/Max Rensch, Recherche: Florian Tanz, Modellierung: Max Rensch, Texturierung: Irena Weiss
Literatur
Gilles 1990
K.-J. Gilles, Die römische Villa und Wasserleitung von Pölich, Jahrbuch Kreis Trier-Saarburg, 1990, 113-121.
Kremer 2001
B. Kremer, Antike Wassergewinnung an der Mosel. Der römische Qanat von Pölich, TrZ 64, 2001, 127-142.
Samesreuther 1936
E. Samesreuther, Römische Wasserleitungen in den Rheinlanden, BerRGK 26, 1936, 24-157.
Abbildungen
Abbildung 1 – Lageplan des Qanats
(aus: Kremer 2001, 128 Abb. 1)
Abbildung 2 – Übersichtsplan und Seitenriss des Qanats (Baulos A-K)
(aus: Kremer 2001, 130 Abb. 2)
Abbildung 3 – Rekonstruktion des Qanats (ARGO)
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