
Pfarrkirche St. Agritius
Detzem · Römische Weinstraße
Beschreibung
Mutterkirche für einen ausgedehnten Pfarrbezirk
Kirche mit einem spätgotischem Chor aus dem 15 Jhd., Langhaus und Westturm von 1735/36 und einer Kreuzigungsgruppe von 1660 seitlich der Apsis.
Erbaut wurde die Kirche 1735/36 unter dem Abt Martin Bewer von der Trierer Reichsabtei
St. Maximin, dem größten und einflussreichsten der vier früheren Benediktinerklöster in Trier. Der spätgotische Chor ist, wie die angefügte Sakristei, Rest einer Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert. Der Neubau im Jahr 1735/36 wurde nötig, nachdem ein Sturm das Dach der Kirche und den Turm abgeworfen hatte. Bis 1837 befand sich der Friedhof beiderseits der Kirche.
Schon in fränkischer Zeit entwickelte sich Detzem zum Zentrum eines königlichen Besitzes, den der ostfränkische König und spätere Kaiser Arnolf von Kärnten im Jahr 893 dem Kloster St. Maxim übergibt. Seit Anfang des 12. Jahr erscheint Detzem als Mutterkirche für einen ausgedehnten Pfarrbezirk, zu dem die Gemeinden Pölich, Büdlich, Breit, Naurath, Bescheid, Neunkirchen und Schönberg gehören.
Die Pfarrei wird ab 1225 von Erzbischof Theoderich II. („Dietrich von Wied“) der Abtei St. Maximin übertragen. 1574 wird Büdlich mit den umliegenden Orten zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Pölich bleibt bis zur Säkularisation (1802) eine Filiale von Detzem. Das Amt Maximin war ein Verwaltungs- und Gerichtsbezirk unter kurtrierischer Landeshoheit und der Abtei St. Maximin stand hier die gesamte Gerichtsbarkeit zu. Das Territorium war identisch mit der vorherigen Grafschaft Fell, welche die Abtei schon seit dem Mittelalter besaß.
Architektur und Innenausstattung
Das dreiachsige Schiff mit mit gerade hochgeführten Strebepfeilern und rundbogigen Fenstern erhält nach Westen seinen Abschluss durch den markanten, fünfgeschossige Turm mit einem Schieferdach in Form einer achtseitige Pyramide. Die Turmhalle ist rippenlos kreuzgewöbt, das Schiff mit Tonne und Stichkappen.
Der spätgotische Chor mit getreppten Strebepfeilern und zweiteiligen Spitzbogenfenstern ist kreuzgewölbt mit steilen Hohlkehlrippen auf Konsolen. Die Schlusssteine sind einmal ausgebildet durch die Figur eine Bischofs, vermutlich des Hl. Agritius, zum anderen durch ein Schild mit Traube. Der Kirchenpatron Agritius ist der erste nachweisbare Bischof von Trie, der im Jahr 314 an der Synode von Arles teilnahm.
Der Hochaltar trägt Figuren des Erzengel Michael, des Hl. Agritius von Trier und des Hl. Donatus von. Münstereifel. Der echte Seitenaltar ist geschmückt mit dem Ehewappen des Hans Georg von Nassau mit seiner Gemahlin Christine von Hanxler. Im Aufbau findet sich ein Ölgemälde des Hl. Antonius von Padua. Das Gemälde des linken Seitanaltars stellt den Hl. Hubertus dar. Die Kanzel und zwei Beichtstühle aus dem 18. Jhd. beinhalten in den Aufbauten auf Holz gemalte Darstellungen der Maria Magdalena und des Apostel Petrus.
Über dem Triumphbogen findet sich das in Stuck gearbeitete Wappen des Abtes Martin Bewer. Die Inschrift ist ein Chronogramm in lateinischen Buchstaben. Aus der Addition der hervorgehoben Buchstaben, die gleichzeitig römische Ziffern sind, ergibt sich die Jahreszahl 1736. Sie lautet in freier Übersetzung: „Unter dem Schutz des Hl. Agritius, der jungfräulichen Gottesmutter und des heldenhaften Erzengels erneuert der Abt Martin diese Kirche„
Kreuzigungsbildstock an der Sakristei
Der Bildstock bei der Pfarrkirche ist ein drei Meter hohes ehemaliges Friedhofskreuz von 1739. Die prachtvolle Kreuzigungsgruppe in der Tradition der Mittelmosel trägt am Fuß den Maximiner Adler. Auf breitem Sockel steht ein vierkantiger Schaft, darauf ein Engelskopf und ein Oval mit anhängender Quaste. Im Oval finden sich die Monogramme der Stifter FH (Franz Henrich) und EW (Eva Wirden) und Hausmarken.
Das Kapitell trägt die Inschrift:
ZU DER EHREN GOTTES UND SEINER LIEBEN
MVTTER DIE H: IUNCKFRAW MARIAE HABEN DIE
EHRSAME FRANZ HENRICH VND SEINE HAVSFRAW
EVA WIRDEN; DISES CREUZ AVFF IHREN COSTEN
STAFFIREN VND AVFRICHTEN LASEN
IM JAHR 1660.
Auf der Leiste am oberen Kapitellrand stehen die Worte: „O MENSCH GEDENK MEIN LEIDEN VMB DEINER SVNDT WEILEN.“ Die Kreuzigungsgruppe auf dem Kapitell besteht aus einem Kreuz mit Corpus und dem Kreuzschild INRI, daneben die Figuren von Maria und Johannes.
Der Stifter Franz Henrich war zeitweise Detzemer Hofmann und Meier der Abtei Sankt Maximin, geboren ca. 1599/1600, erscheint in den Pfarrakten bis 1671. Drei Jahre nach der Weihe der Kirche erhielt das Kreuz zusätzlich die Aufschrift „CRVX S. MISSIONIS 1739“ zur Erinnerung an die in diesem Jahre durchgeführte Volksmission.
Standort
Quellen & Links
Gemeinde Detzem
detzem.com
Datenbank der Kulturgüter
Sankt Agritius
Wikipedia Deutschland
Reichsabtei St. Maximin
Welt der Wappen
Spolie in der Römerstraße in Detzem
Impressionen



