Ehemaliges Halfenhaus
Leiwen · Römische Weinstraße
Beschreibung
Halfenstation für die Moselschifffahrt
Stattliches Anwesen mit Mansardwalmdach aus dem frühen 19. Jahrhundert mit einer Fassadenänderung aus dem Jahr 1885.
Die Nähe zum Moselufer lässt eine Verbindung mit der Schifffahrt, zum Beispiel als Halfenstation vermuten. „Halfen“ (Halbbauer, Halbwinner, Halbmann oder Halberling) wurden früher Kleinlandwirte und Knechte in Flussnähe genannt, die mit ihren Pferden die Schiffe stromaufwärts zogen („treidelten„). Sie machten in Halfenhäusern Station, um dort etwas zu essen und wieder zu Kräften zu kommen. Als Pächter hatten sie einen bestimmten Anteil, zumeist die Hälfte, des Ertrages an den jeweiligen Grundherrn abzuliefern.
Die an Rhein und Mosel übliche Pachtdauer betrug im 14. Jahrhundert drei oder sechs Jahre und pendelte sich im 16. und 17. Jahrhundert auf zwölf Jahre ein. Nach Ablauf einer Pachtperiode wurde, sofern der Grundherr mit der Hofführung seines Pächters zufrieden und letzterer seinen Verpflichtungen und Zahlungen immer zuverlässig nachgekommen war, der Vertrag um jeweils weitere zwölf Jahre verlängert. In vielen Fällen blieb das Pachtgut für Generationen in den Händen der gleichen Pächterfamilie.
Spätere Nutzung als Sitz der Bürgermeisterei
Mit der Einnahme des linken Rheinufers und Besetzung des Moselgebiets durch durch französische Revolutionstruppen am 14. August 1794 wird Leiwen Französisch. Die linksrheinischen Ämter werden nach 1794 aufgelöst und durch Kantone, Arrondissements und Départements ersetzt.
Mit dem Aufbau der Verwaltung wird Leiwen eine eigene Bürgermeisterei (französisch „Mairie“) mit insgesamt 4 Orten, die auch unter der preußischen Herrschaft bestehen bleibt:
- Leiwen: 138 Feuerstellen, 879 Einwohner
dazu Dhrönchen: 11 Mühlen, 74 Einwohner - Detzem: 61 Feuerstellen, 388 Einwohner
- Köwerich: 30 Feuerstellen, 256 Einwohner
- Thörnich: 24 Feuerstellen, 173 Einwohner
Auf Grund der schwierigen Lage der Winzer und Bauern an der Mosel wurde 1848 auch in Leiwen der Revolutionsgedanke breit. Mit dem Auflehnen gegen den Stand in Form von Abholzen der staatlichen Wälder, dem Sturm auf das Bürgermeisteramt und der Zerstörung der preußischen Herrschaftszeichen war auch in Leiwen die Revolution angekommen.