Klösterlicher Zehnthof
Leiwen · Römische Weinstraße
Beschreibung
Zeugnis der geistlichen Herrschaft seit 1485
Das spätgotische Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoß und separatem Kelterhaus wurde ab dem Jahr 1484 als klösterliche Zehntscheune erbaut.
Mit dem Klösterlichen Zehnthof aus dem Jahre 1485 und dem Kurtrierer Hof von 1604 zeugen noch heute zwei Gebäude von der Zeit, als die Trierer Kurfürsten die Herrschaft von 802 bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 – somit für annähernd 1000 Jahre – die Herrschaft über Leiwen hatten.
Als Zehntscheune oder Zehntscheuer wurde im Mittelalter ein Lagerhaus zum Aufbewahren der Naturalsteuer Zehnt (auch Kirchenzehnter; lateinisch decima [pars], „zehnter Teil“). Es bezeichnet im Mittelalter eine ursprünglich zehnprozentige (Kirchen-)Steuer in Form von Geld oder Naturalien, zunächst nur an geistliche, später auch an weltliche Institutionen.
Im Mittelalter unterschied dabei zwischen Großzehnt und Kleinzehnt: Der Großzehnt war analog der Bibel auf Getreide und Großvieh zu entrichten. Der Kleinzehnt war zusätzlich auf andere Feldfrüchte als Fruchtzehnt (Küchenkräuter, Obst, Gemüse) und Kleinvieh zu entrichten. Daneben entwickelten sich weitere Zehntarten, die von Ort zu Ort unterschiedlich erhoben wurden, beispielsweise:
- der Weinzehnt auf gekelterte Weine (auch „nasser Zehnt“ genannt)
- der Heuzehnt auf geerntetes Heu
- der Holzzehnt auf geschlagenes Holz
- der Fleisch- bzw. Blutzehnt auf geschlachtete Tiere oder Tierprodukte wie Fleisch, Eier und Milch
- der Kreuzzugszehnt zur Finanzierung eines Kreuzzugs.
Meist erhielten der Bischof, der Pfarrer, die Armen und das Bistum je ein Viertel des Zehnten; ab dem 10. Jahrhundert bekam ein Drittel der Pfarrer und zwei Drittel der Bischof, der daraus die Armenfürsorge leisten und für den Bedarf des Bistums (Sachaufwand, Fabrica ecclesiae) aufkommen musste.
Besonderheiten der Architektur
Der klösterliche Zehnthof in Leiwen zeichnet sich durch ein bauhistorisch sehr bedeutsames Fachwerk als Ständer-Riegel-Konstruktion mit einem massivem Erdgeschoss aus. Das ganz in geraden Hölzern gehaltene Fachwerk gehört zu den wenigen, die noch die ganz gotische Holzkonstruktion vermitteln. Einige substanzverändernde Umbauten erfolgten laut Datierungen am Türsturz in den Jahren 1558 und 1824.
Der Anbau zur rechten Seite wurde früher als Kelterhaus genutzt. Zur linken Seite hin befindet sich die Zehntscheune. Zehntscheune und Keller dienten als Lagerplatz für die zu entrichtenden Abgaben der Gemeinde. Die Inneneinteilung des ehemaligen Zehnthofes hat sich erhalten und ist teilweise barock.
Die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudekomplexes erfolgte von 2010 bis 2017, welche mit dem 1. Platz für die „Wiederherstellung und Rückgewinnung“ des klösterlichen Zehnthofes im Wettbewerb „Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2018 in Rheinland-Pfalz“ ausgezeichnet wurde.
Heute: Restaurant vierzehn85
Heute befindet sich im ehemaligen Zehnthof das Restaurant vierzehn85, wo in gemütlicher Atmosphäre genussvolle Speisen und auserlesene Weine serviert werden. Mit gehobener Küche, frischen Zutaten und einer modern interpretierten Zubereitung begeistert das Team vierzehn85 um den Küchenchef Bastian Scharf seine Gäste.
Bastian Scharf kocht im Rhythmus der Natur und setzt dazu auf regionale Produkte der Saison – Nachhaltigkeit wird hierbei ganz großgeschrieben. Die saisonal abgestimmte Speisekarte wechselt alle sechs bis acht Wochen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen regionalen Winzern wird Ihnen zu den feinen Gerichten auch immer der passende Wein empfohlen.