Ehemalige Euchariuskapelle
Leiwen · Römische Weinstraße
Beschreibung
Von der Kapelle zum Leiwener Eichamt
Die ehemalige Euchariuskapelle wird im Jahre 1609 erstmals erwähnt. In dieser Zeit wurde dort noch einmal wöchentlich eine heilige Messe gefeiert.
Das ehemalige Gotteshaus ist ein dreiseitig geschlossener Giebelbau (barocker Putzbau) mit verschiefertem Dachreiter und rundgeschlossenen Fenstern. Das Umfeld der Kapelle diente als Grabstätte in nicht geweihter Erde für auf Leiwener Gemarkung tot aufgefundene Fremde. Hier sollen nach einer mündlichen Überlieferung auch gefallene französische Soldaten beigesetzt worden sein
Im Zuge der Säkularisation (1803) wird die ganze Anlage vom ehemaligen Schulmeister und Wirt Caspar Schmitt für 200 Taler und 12 Groschen ersteigert. Das Gebäude wurde zunächst als Lagerhalle genutzt. 1887 fällt das Gebäude an die Gemeinde und wird bis 1967 als „Gemeinde-Faß-Aichungsamt“ und danach zeitweilig als Obdachlosenunterkunft genutzt.
Erster Eichmeister der Gemeinde ist 1888 Johan Schmitt. Ihm folgen 1899 Josef Bartel, 1912 Peter Lentes, 1940 Matthias Steffes-Herres und 1947 Matthias Herres-Rosch. Letzter Eichmeister von 1956 bis zur Auflösung 1969 ist Matthias Weis.
Der Bau bleibt danach ungenutzt und der Verfall setzt ein. Mit dem Umbau zum Museum der Gemeinde Leiwen wird die Kapelle wieder weitgehend in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Bei der grundlegenden Restaurierung in den Jahren 1991 und 1992 wurden Kapelle und angrenzende Scheune mittels eines neu errichteten Zwischenbaus miteinander verbunden. In den Räumen wurde dann 1993 das neue Heimat- und Weinmuseum eingerichtet.
Heimat- und Weinmuseum Leiwen
Im Juni 1993 wurden Kapelle und angrenzende Scheune verbunden und in den Räumen wurde das Heimat- und Weinmuseum eingerichtet.
Wein und Weinbau bestimmen seit 2000 Jahren das Leben an der Römischen Weinstraße. Das in der Euchariuskapelle befindliche Wein- und Heimatmuseum der Gemeinde Leiwen hält diese Tradition des Weinbaus von den Römern bis heute lebendig.
Um die religiöse Bedeutung des Ortes zu wahren, sucht man mit der Ausstellung den sakralen Bezug zum Wein herzustellen. Ausgestellt sind archäologische Funde aus vergangenen Epochen. Hervorzuheben ist eine Säulenfigur aus dem 11. Jahrhundert. In der angegliederten Scheune sind im Erdgeschoss eine komplette Küferwerkstatt, eine Destillationsanlage und der Weg von der Traube am Stock zum Wein in der Flasche (um 1950) zu sehen.
Die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Leiwen wird anhand von liturgischen Zeugnissen wachgehalten. Dass diese Gegend schon zu Zeiten der Römer besiedelt gewesen ist, zeigen die Ausgrabungen von zwei römischen Landvillen in der Umgebung. Außerdem dokumentieren historische Fotografien das Leben der Leiwener zu Beginn des 20. Jahrhunderts.