Ortgeschichte Leiwen

54340 Leiwen, Deutschland

leiwen.de

Beschreibung

Aus der Leiwener Dorfchronik

Eine römische Münze mit dem Porträt Livias (58 v. Chr. – 29 n. Chr.) deutet auf die sagenhafte Gründung des Ortes durch die Gattin des Kaisers Augustus hin.

Livia, so die Sage, fuhr eines Tages in Begleitung des Kaisers die Mosel abwärts. Begeistert von der Schönheit der Landschaft ließ sie an der Stelle halten, an der heute Leiwen liegt, ging mit ihrem Gefolge an Land und beschloss augenblicklich, hier ein Landhaus zu bauen.

Die Nähe zur Kaiserstadt Trier, die klangliche Ähnlichkeit zwischen Lyve (802) oder Liva (1168) und dem Namen der Kaiserin und die nachgewiesene Besiedlung seit der der Römerzeit dürften die Bausteine für die Entstehung der Sage gewesen sein.

Erste bestätigte Siedlungsfunde

Funde von zwei römischen Villen in den Distrikten Bohnengarten und Hostert sind gesicherte Zeugnisse für die römische Besiedlung in Leiwen. Die bei den Ausgrabungen gefundenen Rebenmesser sind darüber hinaus Belege für den hiesigen Weinanbau bereits in römischer Zeit.

Die ältesten Funde gehen dabei zurück auf das 1. Jhd. nach Christus. Leider sind die Fundstellen zwar dokumentiert, aber nicht erhalten. Die Universität Trier hat eine virtuelle Rekonstruktion der beiden Villen in Leiwen erarbeitet, damit diese auch für die heutige Generation wieder erlebbar werden.

Leiwen liegt zwischen zwei Römerstraßen; die erste an der Mosel entlang, von Detzem über Leiwen nach Neumagen, die zweite über die Moselhöhen von Neumagen über den Kronberg, Zummet, die Mehringer Höhe ins Tal nach Fell. Zwischen diesen beiden Straßenzügen bestand eine aufsteigende Verbindung, die wahrscheinlich am Judenfriedhof entlang den Alsberg hinaufführte.

Einen solchen Weg, der den Berg hinaufführt, nannten die Römer clivus. Leiwen wäre demnach der Ort, der an einem Aufstieg (clivus) liegt. Das C in clivus schwächt sich im Laufe der Zeit immer mehr ab, bis es vollständig verschwand. (clivus-Lyve-Leiwen).

Andererseits könnte der Name des Ortes auch auf das keltische lîvo zurückzuführen sein. Mit der indogermanischen Wurzel lî (z.B. altirisch lî = Glanz,Farbe) hängt z.B. auch das abgeleitete lateinische lîveô = bleifarben, bläulich zusammen. Nach dieser sprachlichen Herleitung käme der Name „Leiwen“ möglicherweise von der bläulich glänzenden Farbe des Schiefers.

Erste urkundliche Erwähnung

Im Jahre 633 übertrug der Frankenkönig Dagobert I. der Abtei St. Maximin den königlichen Hof Detzem, zu dem auch das Gut “Loavia” gehörte. Damit ist nach fachlicher Überzeugung Leiwen gemeint. Diese Urkunde ist die erste Erwähnung von Leiwen. Leiwen dürfte wohl zu einem religiösen Zentrum gehört haben, das sich im 6. Jahrhundert um Piesport gebildet hat.

In einer Schenkungsurkunde Karls des Großen aus dem Jahr 802 wurden mehrere Orte an der Mosel an die Trierer Domkirche übertragen. Auch “Lyve” (Leiwen) wird hier in der Grenzbeschreibung eines Bannforstes erstmals urkundlich erwähnt.

Im Jahre 1053 schenkt ein Adliger namens Anselm dem Stift St. Simeon sein Gut in der Gemarkung Leiwen. Man geht davon aus, dass es sich dabei um den Herrenhof handelt, von dem aus Heidenburg durch eine Rodung gegründet wurde.

Im Jahr 1350 wird Leiwen als Mutterkirche der umliegenden Gemeinden bezeichnet. Das St. Stephanus-Patrozinium (Stephanus war Diakon der Jerusalemer Urgemeinde und erster Märtyrer des Christentums) deutet ebenfalls auf eine frühe Pfarrkirche hin.

Zeit der Trierer Kurfürsten

Mit dem Fachwerkhaus aus dem Jahre 1485 und dem Kurtrierer Hof von 1604 zeugen noch heute zwei Gebäude von der Zeit, als die Trierer Kurfürsten die Herrschaft von 802 bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 – somit für annähernd 1000 Jahre – die Herrschaft über Leiwen hatten.

Kurfürst Balduin von Luxemburg bildete nach französischem Vorbild eine Ämterverwaltung aus Verwaltungs- und Gerichtsbezirken. In seiner Amtszeit (bis 1328) sind 30 Ämter urkundlich erwähnt. In der einer Aufstellung, die Kurfürst Johann II. von Baden 1498 beauftragt hatte, sind schon 59 Ämter erwähnt. Kern der Organisation des Erzstiftes Trier im Hochmittelalter waren die Landesburgen. Sie sicherten die Macht des Erzstiftes und wurden durch Burggrafen geleitet. 

Im 14. Jahrhundert wurde Leiwen dem Amt Pfalzel mit Sitz in Pfalzel, das seit 1346 Stadtrecht hatte, zugeschlagen. Es umfasste in kurtrierischer Zeit 54 Ortschaften rund um Trier und war 1684 in fünf Gerichtspflegen unterteilt: die Obermeierei Pfalzel, die Schultheißerei Schweich, die Heerschau bzw. Meierei Leiwen, das Hochgericht Waldrach und die Schultheißerei Konz. Benachbarte Ämter waren der Amtsbezirk Trier, das Amt St. Paulin, das Amt St. Maximin und das Amt Grimburg.

Als Hochgerichtsbezirk umfasste die Heerschau Leiwen die Orte Leiwen, Köwerich, Thörnich, Schleich, Ensch, Klüsserath, Trittenheim und Heidenburg. Zwecks Erhebung der Steuern für den Kurfürsten kommen neben den Orten der Pflege in Leiwen noch die Orte des Hochgerichts Detzem des Amtes St. Maximin hinzu: Detzem, Pölich, Naurath, Büdlich, Breit und Schönberg. Hierfür war die Meierei in Leiwen zuständig.

Neben dem Erzbischof und Kurfürsten von Trier waren mehrere geistliche und weltliche Herrschaften und Institutionen Inhaber von Besitz und Rechten in Leiwen. Zu Ihnen gehörten die Trier Abteien, Klöster und Stifte wie St. Martin,  St. Matthis, St. Maximin, St. Paulin und St. Simeon, das Trierer Domkapitel, das Eifelkloster Eberhardsklausen und auch die Freiherren von Hunolstein, von Kesselstadt, von Nassau und von Neumagen.

Jüdisches Leben in Leiwen

Juden sind in Leiwen schon vor der offiziellen Wiederzulassung im Erzstift Trier (1618) durch ein Dokument Erzbischof Johanns von Schöneberg vom 5. Oktober 1592 belegt. Möglicherweise ließen sie sich entgegen dem kurtrierischen Ausweisungsgebot gerade in Leiwen nieder, da der Ort etwa in gleicher Entfernung von den Amtsorten Pfalzel, Wittlich und Bernkastel lag und damit vor dem Zugriff der Amtsleute relativ sicher schien.

1926/27 wurde die Leiwener Judenschaft nach langem Vorlauf sogar als Synagogengemeinde im Sinne des preußischen Gesetzes vom 23.07.1847 anerkannt. Im Pogrom am 10.11.1938 wurden jüdische Wohnungen verwüstet, die neue Synagoge im Innern zerstört und der Gemeindevorsteher gezwungen, die Kultgegenstände an der Mosel zu verbrennen.

Die meisten Leiwener Juden waren Viehhändler; eine Familie vertrieb Brennereiprodukte und Kellereiartikel; es gab Lebensmittel-, Kolonialwaren-, Schuh- und Textilgeschäfte, die oft von den Frauen betrieben wurden, einen Bäcker und einen Metzger.

Entwicklung in der Neuzeit

Zeit der Franzosen und Preußen

Mit der Einnahme des linken Rheinufers und Besetzung des Moselgebiets durch durch französische Revolutionstruppen am 14. August 1794 wird Leiwen Französich. Die linksrheinischen Ämter werden nach 1794 aufgelöst und durch Kantone, Arrondissements und Départements ersetzt. Mit dem Aufbau der Verwaltung wird Leiwen eine eigene Bürgermeisterei (französisch „Mairie“) mit den Orten Leiwen, Detzem, Köwerich und Thörnich.

Auf Grund der schwierigen Lage der Winzer und Bauern an der Mosel wurde 1848 auch in Leiwen der Revolutionsgedanke breit. Mit dem Auflehnen gegen den Stand in Form von Abholzen der staatlichen Wälder, dem Sturm auf das Bürgermeisteramt und der Zerstörung der preußischen Herrschaftszeichen war auch in Leiwen die Revolution angekommen.

Elektrizität und Bahnanschluss

Mit dem Bau der Moselbahn als Erschließungsstrecke der Moselorte wurde auch Leiwen an den Schienenverkehr angeschlossen. Im April 1903 eröffnete der Erste Abschnitt der Moselbahn von Trier bis Leiwen. 1905 wurde die Strecke mit der Anbindung in Bullay an die Fernstrecke Trier-Koblenz fertig gestellt. Leider ist der Betrieb bereits 1968 wieder eingestellt worden und heute erinnere nur noch die alten Bahndammanlagen, über die der Moselradweg führt an diese Zeit.

1911 wird ein für die damalige Zeit besonderes Großprojekt in Leiwen gebaut: Das Dhronkraftwerk. Von den damaligen Stadtwerken Trier sollte es Strom für die Stadt Trier erzeugen. Durch einen Staudamm im Bereich der Kleinen Dhron und einen Stollen für die Wasserführung durch den Berg in die Turbinen des Kraftwerkes an der Mosel, wird Strom erzeugt. Mit dem Vertrag zum Bau sicherte sich die Ortsgemeinde auch die Elektrifizierung der Straßenbeleuchtung und der Häuser in der Gemeinde zu. Das Kraftwerk ist auch heute, nach mehr als 100 Jahren, noch in Betrieb.

Flurbereinigung und Ortssanierung

Als erste Gemeinde nach dem Krieg wurde in Leiwen eine Flurbereinigung durchgeführt, die bis heute das Bild des Weinbaus geprägt hat. Mit der Zusammenlegung von 17.246 Kleinstparzellen zu größeren Einheiten und der Umwandlung von vormals als Ackerland genutzten Flächen zu Weinbergen begann eine Blütezeit des Weinbaus im Dorf.

Neu ausgebaute Weinbergswege und befestigte Wassergräben führten dazu, dass man die Parzellen jetzt wesentlich besser bewirtschaften konnte. Am Ende führte der Ausbau des Weinanbaus dazu, dass man in Leiwen die zwischenzeitlich größte Weinanbaufläche an der Mosel erhalten sollte.

Mit der Flurbereinigung wurden auch die Betriebe größer und man begann die alten Häuser durch großzügige Neubauten am Ortsrand zu ersetzen. Die dichte Bebauung der Ortslage wurde aufgelockert und so verschwanden 50 alte Gebäude. Leider auch Gebäude, die man heute gerne unter Denkmalschutz sehen würde.

Tourismus in wunderschöner Kulturlandschaft

Nachdem das Panoramabad Leiwen errichtet worden war, war klar, dass man Leiwen als attraktiven Fremdenverkehrsort etablieren wollte. Bereits 1972 schloss man daher einen Vertrag für die Erschließung des Sonnenberges mit einem Feriendorf. Der Start einer Erfolgsgeschichte mit heute über 300.000 Übernachtungen pro Jahr. Damit ist Leiwen unter den Top 15 Urlaubszielen in Rheinland-Pfalz.

Revolution der Weinvermarktung

Mit den großen Weinskandalen der Achtziger lag die Weinbranche an der Mosel am Boden. Grund für einige junge Winzer die bisherigen Methoden der Weinherstellung und Weinvermarktung in Frage zu stellen. Mit der Gründung der Leiwener Jungwinzer, deren Vorbild viele andere Gemeinden folgten, wurde eine neue Ära für die Mosel begründet.

Qualität bei der Herstellung, Professionalität bei der Vermarktung und gemeinsam an einem Strang ziehen, das waren die Leitmotive, die zum Erfolg führten. Heute ist die Weinbranche an der Mosel wieder auf dem Vormarsch und edle Rieslinge aus den Schiefersteillagen haben Weltruf. Auch Leiwen kann viele Spitzenweingüter aufzählen, deren Weine in aller Welt bekannt sind.

Leiwen heute – ein starkes Stück Mosel

Heute ist Leiwen ein anerkannter Erholungsort für Touristen aus aller Welt. Die Weinbaubetriebe im Ort erzeugen Spitzenweine und gewinnen jährlich viele Preise für ihre Weine und Sekte. Leiwen ist ein attraktiver Wohnort für viele Familien und entwickelt sich Jahr für Jahr weiter. Hier ist man herzlich, ausgelassen und zukunftsorientiert. Unsere lebendige Dorfgemeinschaft arbeitet für ein starkes Stück Mosel!

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